Geschichte der Medizinischen Gesellschaft Ost-Brandenburg e.V.
Medizinische Gesellschaften bieten ein Forum, Einzelfächer der Medizin in einem Gesamtrahmen zu präsentieren, einen großen Kreis von Kollegen mit aktuellen Auffassungen und Hypothesen vertraut zu machen sowie mit Problemen des Zeitgeistes zu konfrontieren. Das ist in einer Zeit, in der sich das Wissen exponentiell erweitert und die Vielzahl an Publikationen es dem Einzelnen kaum ermöglicht einen gesamtmedizinischen Überblick zu behalten, besonders wichtig.
Nach dem Zusammenbruch Deutschlands 1945 schuf der SMAD-Befehl (sowjetische Militäradministration Deutschlands) Nr. 124 vom 21.5.1947 die Voraussetzung zur Gründung wissenschaftlicher medizinischer Gesellschaften in der sowjetischen Besatzungszone. An der Humboldt-Universität zu Berlin konstituierte sich die Gesellschaft für Klinische Medizin. In Cottbus organisierte der niedergelassene Arzt Dr. Sasse noch im gleichen Jahr eine Tagung einer medizinischen Gesellschaft, genehmigt durch den sowjetischen Stadtkommandanten. Da eine ärztliche Organisationsform fehlte, fand sie als wissenschaftliche Tagung der „Fachgruppe Ärzte im FDGB" statt. Hauptredner war Professor Dr. Theodor Brugsch (Charité).
Nach Gründung der DDR, am 7.10.1949, ging die Verwaltungsfunktion von der SMAD auf die DDR-Regierung über. Zum genauen Gründungsdatum unserer Medizinischen Gesellschaft gibt es widersprüchliche Angaben. Zum Einen wird geschrieben, dass sie am 28.08.1950 in Frankfurt (Oder) als Medizinische Gesellschaft für Ost-Brandenburg gegründet wurde; Gründungsmitglieder waren die Chirurgen Professor Dr. Welcker (Cottbus) und Dr. Löwe (Frankfurt/Oder). Zum Anderen wurde in der Mitgliederversammlung der wissenschaftlichen Tagung vom 27. und 28.8.1953 als Gründungsdatum rückwirkend der 1.1.1948 festgelegt, da zu diesem Termin in beiden Städten die regelmäßige wissenschaftliche Arbeit begann.
Prof. Dr. Ernst-Rulo Welker (ganz links)
1953 gehörten der Gesellschaft 238 Mitglieder an, aktuell zählt sie ca. 270 Ärzte.
1954 bildete sich die Tradition heraus, dass in Frankfurt eine Tagesveranstaltung im Mai und in Cottbus im November stattfand.
Nach Neugliederung der DDR in Bezirke wurde am 21.5.1955 die Umbenennung in „Medizinische Gesellschaft der Bezirke Cottbus/Frankfurt (Oder), Sektion Ost-Brandenburg der Gesellschaft für klinische Medizin der Universität Berlin" beschlossen.
1967 kam es zur Gründung einer Dachorganisation, die „Deutsche Gesellschaft für Klinische Medizin", der alle Medizinischen Gesellschaften direkt nachgeordnet wurden. Deshalb hieß die Gesellschaft seit 1967 „Medizinische Gesellschaft der Bezirke Cottbus – Frankfurt (Oder)". In dieser Zeit entstand das bewährte Schema, das auch heute noch die Grundlage unserer Fortbildungsveranstaltungen ist, es werden 7 Tagungen im Jahr, stets Mittwoch um 18.00 Uhr sowie eine Jahrestagung an einem Samstag durchgeführt.
Nach Auflösung der Dachorganisation „Deutsche Gesellschaft für Klinische Medizin" infolge der politischen Wende wurden wir zur Bildung eines eingetragenen Vereins veranlasst. Dessen Bezeichnung ist lt. Beschluss der Mitgliederversammlung vom 17.11.1990 „Medizinische Gesellschaft Ost-Brandenburg e.V."
Die Verbindungen nach Frankfurt (Oder) waren bereits seit den 1980er Jahren nicht mehr prägend wirksam und kamen nach der Wende vollständig zum Erliegen.
Die Aufgabenstellung änderte sich auch im neuen Statut nicht. Ärztliche Fortbildungen, interdisziplinäre Kooperation, Übertragung der Forschungsergebnisse in die klinische Praxis waren weiterhin wesentliche Aufgaben der Medizinischen Gesellschaft.
Aufgaben und Ziele der Gesellschaft sind:
1. die Förderung, Entwicklung und Verbreitung der Medizinischen Wissenschaft.
2. In Abstimmung mit medizinischen Fachgesellschaften, der Brandenburgischen Akademie für ärztliche Weiter- und Fortbildung sowie der Ärztekammer des Landes Brandenburg bestehen besondere Aufgaben in:
A) einem berufsbegleitenden Fortbildungsangebot aller Fachdisziplinen
B) der fachgebiets- und sektorübergreifenden Information und der Darstellung komplexer Themen
C) der Förderung interdisziplinärer Kontakte und Anregungen zur Kooperation
D) der schnellen Überführung von Forschungsergebnissen in die medizinische Praxis
E) der Entfaltung der Fähigkeiten und Persönlichkeiten junger Ärzte
F) Pflege der persönlichen Kontakte.
Der Verein ist selbstlos tätig und die Gesellschaft verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke.
Damit hat die Medizinische Gesellschaft in ihren unterschiedlichsten Benennungen seit 1947 ohne große Unterbrechungen für eine regelmäßige hoch qualifizierte Fortbildung der ärztlichen Kollegen aller Fachgebiete gesorgt. Sie ist aus dem wissenschaftlichen Leben der Region Südbrandenburg nicht wegzudenken.
Die Vorsitzenden der Medizinischen Gesellschaft waren bzw. sind:
1948 – 1963 Prof. Dr. med. E. R. Welcker (Chirurg)
1963 – 1972 Dr. med. Molitor (Gynäkologe)
1972 – 1996 Dr. sc. med. J. Horntrich (Chirurg)
1996 – 2009 Dr. med. G. Haring (Anästhesist)
2009 – 2022 PD Dr. med. R. Kube (Chirurg)
seit 2022 Frau Dr. med. A. Herwig
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